Ihre Ansprechpartnerin
Schon heute Wasser für morgen speichern
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat den Antrag „LIFE KeepWater4Later“ bei der EU eingereicht. Bei einer großen Pressekonferenz mit Landrat Manuel Westphal, Bürgermeistern aus beteiligten Kommunen, Vertretern des Wasserwirtschaftsamts Ansbach, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, dem Institut für Fischerei der Landesanstalt für Landwirtschaft, des ALE und des AELFs wurde das ehrgeizige Projekt am kunststoffcampus in Weißenburg vorgestellt. Unter anderem brach AELF-Leiterin Ingrid Bär eine Lanze für das LIFE-Projekt (EU-Förderprogramm LIFE (L'Instrument Financier pour l'Environnement): „Das ist eine ganz tolle Geschichte, so stelle ich mir die aktive Mitgestaltung des Klimawandels vor. Das ist eine super Zusammenarbeit!“
Gemeinsam mit zehn Kommunen, dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und dem Institut für Fischerei der Landesanstalt für Landwirtschaft wurde ein Projekt erarbeitet, das zukunftsweisende Wasserhaushaltslösungen bietet. Damit soll die erste Säule von Klimaresilienz in Altmühlfranken umgesetzt werden. Das Gesamtbudget von vier Millionen Euro soll in innovative Pilotmaßnahmen in zehn beteiligten Gemeinden fließen. Ziel von „KeepWater4Later“ ist es, durch naturbasierte Technologien und bestehende Infrastruktur die lokalen Wasserreserven und den Landschaftswasserhaushalt nachhaltig zu stärken.
Die Maßnahmen fokussieren sich auf Wassermanagement durch Wasserrückhalt in der Fläche zur Höhung der Grundwasserneubildung und Vorbeugung von Hochwasser sowie auf die Speicherung von Regenwasser zur Bewässerung öffentlicher Flächen – ohne kostbares Trinkwasser zu verbrauchen. Auch die Reaktivierung stillgelegter Infrastrukturen oder die Neuanlegung von Teichen, Gräben oder Rückhaltebecken spielt eine zentrale Rolle. Traditionelle Techniken sollen dabei an heutige Bedürfnisse angepasst werden.
Über vier Jahre hinweg sollen die Akteure aus Verwaltung, Landwirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft eng zusammenarbeiten. Informationskampagnen sollen bewirken, dass die Ergebnisse und Erfahrungen aus den Projekten auch in der Region bzw. auch darüber hinaus verbreitet werden und damit ein Bewusstsein geschaffen wird. Die verstärkte Zusammenarbeit soll nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels abfedern, sondern auch die Wasserversorgung der Region nachhaltig sichern. Insgesamt könnten durch das Projekt rund 500.000 Kubikmeter Wasser zur Wiederverwendung und Rückhaltung gespeichert werden.
Der Anlass für „LIFE KeepWater4Later“ ist der Klimawandel, der auch in Bayern jetzt schon spürbare Folgen zeigt: So nehmen Hitzeperioden, Starkregen, Dürre und Überschwemmungen Jahr für Jahr zu. Während die Alpenregionen noch über ausreichend Wasser verfügen, leiden nördlichere Gebiete wie das Fränkische Becken schon jetzt unter zunehmender Trockenheit. Dies erhöht den Handlungsdruck für ein zukunftsfähiges Wassermanagement erheblich. „Unser Überleitungssystem spielt hier natürlich schon die wichtigste Rolle, jedoch muss mit Blick auf die zunehmenden Wetterextreme die Landschaft angepasst und umgebaut werden. Mit dem LIFE-Projektantrag haben wir tolle Maßnahmen entwickelt, die so auch für andere Regionen einfach und ohne hohe Kosten umsetzbar sein können“, verdeutlicht Felix Prosiegel vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach.
In zahlreichen Workshops wurden gemeinsam mit Kommunen, Verbänden und Fachbehörden Maßnahmen erarbeitet, die Landwirtschaft, Naturschutz und der Bevölkerung gleichermaßen zugutekommen. Landrat Manuel Westphal, die Mitarbeitenden des Landratsamtes und Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach (WWA) haben mögliche Standorte vor Ort besichtigt und konkrete Projektideen entwickelt.
Naturnahe Lösungen und alte Infrastruktur nutzen
Ein wichtiger Partner im Projekt ist auch das Institut für Fischerei, da das Konzept der Bewässerungsteichwirtschaft an einigen Standorten ausprobiert werden soll. Also der Wasserrückhalt in einem Teich, der für die Karpfenteichwirtschaft genutzt werden kann und gleichzeitig für Bewässerungszwecke – ein Vorteil für Fischereivereine und Biodiversität, wie auch Dr. Martin Oberle vom Institut für Fischerei in Höchstadt an der Aisch erklärte. Der Wissenschaftler, der im Bereich der ökologischen Fischerei forscht, war ebenfalls voll des Lobes für das Projekt, das der Landkreis an Land ziehen will: „Was Sie da in kurzer Zeit geschaffen haben, das ist ganz toll.“
Neben der Wiederbelebung von Teichen und Gräben zur Wasserspeicherung sollen auch steuerbare Drainagen und sogenannte Keyline-Flächen zur gezielten Wasserlenkung und den Wasserrückhalt in Fläche eingesetzt werden. Dafür sollen – nach Förderzusage – auch Zuschüsse bereitgestellt werden. Auch Gräben, die nicht als Gewässer eingestuft sind, sollen im Rahmen des Projekts für weiteren Wasserrückhalt genutzt werden. Landrat Manuel Westphal warb vorab persönlich in vielen Gemeinderäten für die Projektteilnahme. Das Ergebnis: Zehn Kommunen mit über 30 Projektstandorten machen mit, darunter alle VG Altmühltal-Gemeinden sowie Heidenheim, Westheim, Treuchtlingen, Gunzenhausen, Pfofeld und Nennslingen. Auch Nennslingens Bürgermeister Bernd Drescher hält das Projekt für mehr als sinnvoll: „Wasser wird uns in Zukunft alle noch viel mehr beschäftigen als heute.“
Zusätzlich zu den Fördermöglichkeiten für Kommunen sind auch Maßnahmen für Privatpersonen geplant, etwa für smarte Drainagen oder die Umnutzung von Güllegruben als Wasserspeicher. Auch die Landwirte profitieren durch kontrollierte Bewässerung und neue Anbaumethoden, die die Bodenqualität verbessern. Technische und ökologische Maßnahmen greifen ineinander, um sowohl Trockenheit als auch Sturzfluten zu begegnen. Ziel ist eine resiliente Landschaft mit stabilen Wasserhaushalten und einer verminderten Erosion.
Forschung und Übertragbarkeit
Eine Besonderheit des Projekts ist die enge Kooperation zwischen den Kommunen, Behörden, Naturschutz, der Jägerschaft, der Fischerei, der Landwirtschaft und der Wissenschaft. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf übernimmt das Monitoring und die Evaluation. Auch das Institut für Fischerei wird durch Planungsarbeiten unterstützen. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Handbücher sollen die Erkenntnisse auch anderen europäischen Regionen zur Verfügung gestellt werden. „Das Projekt ist so konzipiert, dass seine Ansätze übertragbar und anpassbar sind. Die Anbindung an bestehende Netzwerke, zum Beispiel auch an uns als HSWT, soll eine schnelle Verbreitung fördern. Damit setzt das Projekt aus unserer Sicht ein starkes Signal für nachhaltige Wasser- und Landschaftspolitik im ländlichen Raum“, betonte Professor Kristian Förster. Die Übertragbarkeit und Weiterverbreitung der Ergebnisse wird u.a. durch die enge Kooperation mit den verschiedenen Verbänden wie dem LBV, dem LPV, dem BLSV oder dem BBV sichergestellt.
Ein Modell für die Zukunft
„Die breite Allianz aus Wissenschaft, Kommunen, Landnutzer und Naturschutz ist eine Win-win-Situation für alle: Wasserressourcen werden effizienter genutzt, die Artenvielfalt gefördert und die Bevölkerung besser geschützt“, ist Landrat Westphal überzeugt. Das Projekt zeige, wie ganz Altmühlfranken zu einer zukunftsfähigen Landschaft werden könne – als Vorbild für andere Regionen. Ob die EU den Antrag bewilligt, entscheidet sich im späten Frühjahr 2026. Westphal ist überzeugt: „Schon jetzt haben wir ein tragfähiges Konzept in der Hand, mit dem auch ohne Förderung zahlreiche kleinere Maßnahmen umgesetzt werden können, die in Summe Großes bewirken.“ Er dankte allen Beteiligten – insbesondere dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach für seine enge Unterstützung, aber auch den Mitarbeitenden der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, den weiteren Projektverantwortlichen, der Zukunftsinitiative Altmühlfranken bis hin zur HSWT und dem Institut für Fischerei – für ihren Einsatz: „Gemeinsam können wir etwas Großes erreichen.“