Ein Gebäude in moderner Bauweise mit vier Ebenen. Dort ist das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen.

Gelebter Artenschutz: Zaunbau am Schafberg schützt die Berghexe

Am Schafberg in Heidenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen findet man das einzige stabilere Vorkommen einer stark vom Aussterben bedrohten Tagfalterart – der Berghexe. Dem Freistaat Bayern und speziell dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen kommt daher eine besondere Schutz-Verantwortung zu. Um dieser nachzukommen und um den Lebensraum der selten gewordenen Schmetterlingsart zu schützen, wurde kürzlich ein fester Weidezaun auf Gemeindegrund errichtet. Auch andere Arten profitieren von der speziellen Beweidungsform.

Der Festzaun erleichtert der ansässigen Schäferei die Arbeit, indem das Auf- und Abbauen von mobilen Weidezäunen bereichsweise entfällt. Beide Zaunabschnitte verfügen über jeweils ein Zauntor, wodurch Wanderer die Wege weiterhin uneingeschränkt nutzen können. Durch die kulturhistorische Weidenutzung profitiert das Landschaftsbild, aber eben auch die Berghexe. Die Planung für das Beweidungsprojekt hat der Landschaftspflegeverband Mittelfranken übernommen.

Die Berghexe ist in ganz Mitteleuropa nur noch punktuell vorhanden. Der eher gut getarnte Schmetterling war noch bis in die 1970er Jahre an einigen Orten Nordbayerns anzutreffen, ist heute aber auf vier kleine Vorkommen in ganz Bayern beschränkt. Drei dieser vier Populationen stehen kurz vor dem Erlöschen. Am Schafberg in Heidenheim findet man dagegen noch eine starke Population, was das Gebiet zu einem einzigartigen Juwel in ganz Süddeutschland macht.

Die Hauptursache für den Rückgang der Berghexe ist der Verlust geeigneter Lebensräume. Sie ist auf sonnige, flachgründige Trockenrasen mit einem hohen Anteil an Steinen und Geröll angewiesen. Solche Böden waren aufgrund jahrhundertelang verbreiteter Hüteschäferei auf dem Hahnenkamm und der Frankenalb einst verbreitet. Veränderte Landnutzung und ein erhöhter Stickstoffeintrag aus der Luft führen zunehmend zu einer Verbuschung und Vergrasung dieser traditionsreichen Kulturlandschaften auf dem Frankenjura. Die Kalkmager- und Trockenrasen bieten nicht nur der Berghexe, sondern auch einer Vielzahl anderer spezialisierter Arten eine Heimat. Hierzu gehören seltene Orchideen oder auch die Blauflügelige Ödlandschrecke.


Umtriebsweide sorgt für vielfältigen Artenschutz

In Heidenheim kommt zum Erhalt des Vorkommens eine besondere Weidetechnik zum Einsatz: die Umtriebsweide. Dabei wird der gesamte Hang in drei Parzellen aufgeteilt, die nacheinander mit einer kleinen Gruppe von Schafen und Ziegen für jeweils ca. drei Wochen beweidet werden. Im Verlauf eines Jahres kann der Schäfer so meist drei Umläufe durchführen. Diese Vorgehensweise erzeugt auf der jeweiligen Fläche die erforderliche Weideintensität, schafft aber gleichzeitig Raum und Zeit auf den jeweils nicht beweideten zwei Parzellen für die Entwicklung anderer Arten. So kommen auf dem Hang – zusammen mit der Berghexe – die Pflanzen Bienenragwurz und Küchenschelle in größerer Anzahl vor. Darüber hinaus ist der gesamte Hang mit Thymian und Stengelloser Kratzdistel bewachsen und bietet damit ein großes Angebot an Nektar für eine Vielzahl von Insekten. Der Vorteil dieser besonderen Weidetechnik wird durch die parzellierte Zäunung erreicht, was allerdings einen enormen Aufwand für die Schäfer bedeutet. Durch den festen Weidezaun, der nun aufgestellt wurde, ist die Umsetzung der besonderen Weidetechnik einfacher und der Artenschutz effektiver.

Die Berghexe ist ein Indikator für den Zustand der Trockenlebensräume Mitteleuropas. Ihr Schutz erfordert einen langfristigen Erhalt der historisch gewachsenen mageren Weideflächen, die auch viele andere besondere Tier- und Pflanzenarten beherbergt. „Die Unterstützung der Beweidung am Schafberg schützt nicht nur eine jahrhundertealte Kulturlandschaft, sondern trägt auch zum Erhalt der Biodiversität bei. Wir leisten als Landkreis mit der Finanzierung und Errichtung des Weide-Festzauns einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz“, ergänzt Landrat Manuel Westphal. Und auch die Heidenheimer Bürgermeisterin Susanne Feller ist sich sicher: „Die Maßnahme sichert auch das Landschaftsbild unserer reizvollen und beliebten Hahnenkammhänge.“

Sie möchten noch mehr Informationen aus dem Landratsamt? Auf unserer Übersichtsseite finden Sie alle Pressemitteilungen des Amtes.