Regionales Zentrum des Kesselbaus – Landrat Manuel Westphal zu Besuch bei Bosch Industriekessel GmbH
Landrat Manuel Westphal und sein Team besuchten kürzlich die Bosch Industriekessel GmbH in Gunzenhausen – ein führendes Technologieunternehmen, das maßgeschneiderte Industriekessel für eine grüne Energiezukunft entwickelt und produziert. Der Besuch bot Einblicke in die moderne Fertigung und die zukunftsweisenden Strategien des Unternehmens.
Empfangen wurden Landrat Manuel Westphal, Sabine Unterlandstaettner (Wirtschaftsförderung) und Nico Kögel (Standortmarketing) von Personalleiter und Prokurist Wolfgang Pendelin an den Toren des Schlungenhofer Werks. Dort startete die Führung durch die großräumigen Produktionshallen und Pendelin erläuterte anschaulich den Prozess vom Blech bis hin zum fertigen Kessel.
Die Eckdaten des Unternehmens
Bosch fertigt in Gunzenhausen kundenspezifische Kesselanlagen mit kompletter Steuerungstechnik und Software. Am Standort arbeiten inzwischen 623 Mitarbeiter, davon 263 in der Produktion, sowie 22 Auszubildende. Entwicklung, Produktion und After-Sales-Service sind an einem Standort vereint, was ein entscheidender Vorteil im internationalen Wettbewerb sei, erfuhr Landrat Westphal. „Unsere Kunden erwarten höchste Qualität und absolute Zuverlässigkeit. Genau diese Anforderungen erfüllen wir mit unseren technologisch führenden Produkten“, erklärte Pendelin.
Produkte & Fertigung
Im Werk Gunzenhausen werden verschiedene Arten von Industriekesseln gefertigt, darunter auch moderne Elektrokessel. Das Leergewicht der Großkessel kann dabei bis zu 120 Tonnen betragen. Jede Kesselfertigung ist kundenindividuell und Präzisionsarbeit: Plasmaschneidanlagen fertigen aus bis zu zwölf Tonnen schweren Blechen exakte Zuschnitte. Anschließend werden die geschnittenen Bleche zu zylinderförmigen Kesselkörpern gewalzt. Ein zentrales Element der Fertigung sind das sogenannten Längsnahtschweißen und weitere spezialisierte Schweißarbeiten. Da die größten Kessel einem Druck von bis zu 30 bar standhalten müssen, liegt der Toleranzbereich im Millimeterbereich, erfuhr Landrat und Wirtschaftsförderung. Entsprechend präzise müssten deshalb alle Schweißnähte ausgeführt werden. Im firmeneigenen Röntgenbunker werden bis zu 100 Prozent der Schweißnähte der Druckkörper geprüft und die fertigen Bauteile nach den jeweils gültigen länderspezifischen Normen zertifiziert.
Automatisierung und Handarbeit
Während Hightech-Roboter in vielen Schweißbereichen die Produktionsprozesse unterstützen, bleibt die manuelle Fertigkeit von qualifizierten Fachkräften unverzichtbar. In der Produktion arbeiten unter anderem Schlosser mit speziellen Schweißprüfungen sowie Anlagenmechaniker mit Schweißzertifikaten. Der Kundendienst umfasst rund 200 Außendienstmitarbeiter weltweit, meist mit einer ergänzenden Grundqualifikation als Elektriker. Zusätzliche sicherheitstechnische Schulungen sind insbesondere beim Einsatz von Elektrokesseln erforderlich. Die Bosch Industriekessel GmbH bemühe sich in Gunzenhausen intensiv darum, Fachkräfte langfristig zu binden, und sei ständig auf der Suche nach qualifiziertem Personal, erklärte Pendelin.
Marktentwicklung & Technologie
Bosch erkannte früh das Potenzial von Elektrokesseln als ein Schlüssel zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse. Insbesondere Länder mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Skandinavien, setzen immer mehr auf die elektrischen Dampf- und Wärmeerzeuger. Auch in Deutschland wächst das Interesse an Elektrokesseln stetig, trotz der aktuellen Strompreissituation, die die Transformation teilweise bremst. Zudem investieren immer mehr Unternehmen in eigene PV-Anlagen. In Kombination mit Elektrokesseln kann der überschüssige Strom effizient in Wärme umgewandelt werden. Das reduziert die Betriebskosten und spart jede Menge CO2-Emissionen.
Ein starker Standort
Bosch wolle den Standort in Gunzenhausen sogar regional noch weiter stärken, um langfristig Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region zu sichern, versicherte das Gunzenhäuser Bosch-Team bei dem anschließenden Gespräch, an dem auch Geschäftsführer Michael Schiller teilnahm. Beispiele sind unter anderem das im Jahr 2024 fertiggestellte Technik- und Sozialgebäude. Dort fand auch
die neue Lehrwerkstatt auf einer Fläche von 360 qm ihren Platz. Darüber hinaus erfuhren Landrat Westphal und die Vertreter der Wirtschaftsförderung, dass die Industriekessel weltweit vertrieben werden und bei zahlreichen namhaften Kunden aus den Bereichen Lebensmittel, Pharma oder Energieversorgung im Einsatz sind. Trotz wachsender Konkurrenz – in Europa gibt es etwa acht bis zehn nennenswerte Wettbewerber – sieht sich Bosch hier gut aufgestellt. „Unser exzellenter Service weltweit, die komplette Produktion aus einer Hand sowie die intensive Betreuung unserer Kunden von der Projektierung bis zur Auslieferung zeichnet unser Unternehmen und Produkte aus“, betonte Schiller.
Auch die weitere Entwicklung alternativer, umweltfreundlicher Technologien insbesondere bei Elektrokesseln, solle das Unternehmen noch zukunftssicherer machen. Landrat Westphal zeigte sich von dem Gunzenhäuser Produktionsbetrieb beeindruckt: „Es ist spannend zu sehen, wie in diesem Nischensegment laufend Prozesse modernisiert sowie neue Qualitätsstandards gesetzt werden. Dadurch werden langfristig Arbeitsplätze in unserer Region gesichert und junge Menschen hervorragend ausgebildet!“
Lange Historie in Altmühlfranken
In der Bevölkerung ist das Unternehmen auch heute noch als „Loos“ bekannt. Schließlich war es Philipp Loos, der im Jahr 1865 in der Pfalz die damalige Firma gründete, die sich 1917 mit einem Produktionsstandort für Dreizugkessel in Gunzenhausen niederließ. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Geschäft prächtig, sodass nach mehreren Patentanmeldungen und einer Werksvergrößerung im Ortsteil Schlungenhof im Jahr 1964 bereits der 30.000 Kessel das Werk verließ. Ein bedeutsames Jahr in der Geschichte der Firma war das Jahr 2009, als Loos ein Tochterunternehmen der Bosch Thermotechnik GmbH wurde. In den folgenden Jahren wurde der Firmenauftritt vollständig auf den Namen Bosch umgestellt und die Produkte fortan von der Bosch Industriekessel GmbH hergestellt und verkauft.