Eine Gruppe von Männern und Frauen steht neben einem Plakat, dass den Einsatz des neuen  evoZero-Zement bewirbt.

Weltpremiere in Treuchtlingen: Lithonplus setzt erstmals Pflastersteine aus evoZero-Zement ein

Die Firma Lithonplus aus Gunzenhausen ist einer der führenden Anbieter hochwertiger Betonstein-Produkte in Deutschland. Gemeinsam mit der Muttergesellschaft Heidelberg Materials sowie regionalen Partnern wird derzeit ein bislang weltweit einzigartiges Projekt realisiert: An der Senefelderschule in Treuchtlingen wurden erstmals Pflastersteine verlegt, die mit dem innovativen und signifikant CO2-reduzierten evoZero-Zement hergestellt wurden. Damit ist die Schule das erste Pflasterstein-Projekt weltweit und insgesamt erst das vierte Bauobjekt, das mit diesem neuen Zement auf Basis von CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) beliefert wurde. Kürzlich stellte das Projektteam Landrat Manuel Westphal den aktuellen Stand des Projekts in der Senefelderschule vor.

In den beiden Lichthöfen sowie im großen Pausenhof des Neubaus werden auf insgesamt 1.712 m² Fläche die nachhaltig produzierten Pflastersteine eingesetzt. Ein Großteil der Fläche ist bereits verlegt. Dadurch werden allein in diesem Projekt 24.000 kg CO₂ eingespart. Das entspricht etwa den Emissionen eines durchschnittlichen PKW auf rund 150.000 Kilometern – also ungefähr 187 Fahrten auf der Strecke Hamburg–München. Vergleichbar ist die eingesparte Menge auch mit der CO₂-Speicherkapazität von rund 1.540 Buchen.

evoZero ist der weltweit erste industriell verfügbare „Carbon-Captured-Zement“. In den eingesetzten Pflastersteinen ermöglicht er eine CO₂-Reduktion von bis zu 84 Prozent und setzt damit einen neuen Maßstab in der Zementindustrie, wie Rebecca Waerder, verantwortlich für nachhaltige Produkte bei Heidelberg Materials, und Rouven Schwartz, Nachhaltigkeitsmanager von Lithonplus, beim Termin bekräftigten. Im Vergleich dazu erreichen die CO₂-optimierten Produkte der Lithonplus-Reihe Lithon Blue Einsparungen von bis zu 42 Prozent. Mit evoZero wird dieser Wert noch einmal nahezu verdoppelt.

Im Werk von Heidelberg Materials im norwegischen Brevik kommt erstmals im industriellen Maßstab eine CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) zum Einsatz, die auf über 20 Jahren Forschung basiert. Zunächst werden die CO₂-Abgase, die bei der Produktion von Zement entstehen, aufgefangen und mithilfe einer Aminlösung gebunden. Anschließend wird das gebundene CO₂ verflüssigt, lokal gespeichert und schließlich direkt vom Werkshafen aus bei –26 Grad zu speziellen Nordsee-Terminals transportiert. In den porösen Sandsteinformationen löst sich das CO₂ im salzhaltigen Wasser, mineralisiert über Jahrtausende und ist zudem durch Deckgestein zuverlässig eingeschlossen. „Dieses Verfahren ist nicht nur über viele Jahre sicher erforscht und erprobt worden, sondern wird auch im operativen Betrieb von Fachexperten strengstens und eng überwacht“, stellte Gregory Trautmann, Geschäftsführer von Lithonplus die Prozesssicherheit heraus. Brevik ist dabei die erste Anlage weltweit, die so rund 400.000 Tonnen CO₂-Ersparnis pro Jahr umsetzen kann. Das Werk wird zudem mit Abwärme betrieben und verfügt über einen geschlossenen Energiekreislauf.

Ein essenzieller Vorteil der neuen CCS-Technologie besteht darin, dass nicht der Zement selbst verändert wird. Seine technischen Eigenschaften bleiben vollständig identisch und erfüllen weiterhin alle geltenden Normen. Die Innovation liegt vielmehr darin, dass die bislang unvermeidbaren CO₂-Emissionen im Herstellungsprozess aufgefangen und dauerhaft gespeichert werden. Rund zwei Drittel der Emissionen bei der Klinkerherstellung entstehen prozessbedingt bei der chemischen Reaktion während des Brennprozesses. Die Pflastersteine, welche mit evoZero-Zement hergestellt werden, bieten also neben der massiven Einsparung von CO₂ auch den Vorteil, dass sich an der Leistungsfähigkeit und Einsetzbarkeit des Baumaterials nichts verändert. Dadurch kann das Pflaster sofort und problemlos in aktuellen Projekten zum Einsatz kommen. So etwa auch an der Senefelderschule. Bei Lithonplus konnte man sich dabei von Projektbeginn an auf seine regionalen Partner, unter anderem die Baufirma Hans Hirschmann KG aus Treuchtlingen, verlassen. „Insbesondere Geschäftsführer Friedrich Engelhard hat sich dabei nicht nur intensiv in die Planung und Umsetzung eingebracht, sondern auch von Anfang an die entscheidenden Fragen zur technischen, einwandfreien Leistungsfähigkeit des neuen Zements gestellt“, freute sich auch Uwe Dörr, seinerseits Verkaufsleiter bei Lithonplus.

Physischer und virtueller evoZero

Eine weitere Besonderheit: evoZero kann „in zwei Formen eingesetzt werden“. Zum einen gibt es den physischen evoZero-Zement, der tatsächlich im Werk Brevik produziert und direkt an Bauprojekte geliefert wird. Zum anderen gibt es aber auch den virtuellen evoZero, bei dem die CO₂-Einsparung mittels Blockchaintechnologie über Ländergrenzen hinweg übertragen werden kann. Diese Übertragung erfolgt ausschließlich innerhalb der Heidelberg-Materials-Gruppe. Jede eingesparte Tonne CO₂ wird dabei eindeutig dokumentiert, verifiziert und nur einmal bilanziell angerechnet. Die sogenannte Carbon Bank ermöglicht eine vollständige Nachverfolgung des CO₂-Weges. Von der Abscheidung über den Transport bis zur Speicherung – inklusive Audit, Zertifizierung und bilanziellem Nachweis. Die Prüfung jeder einzelnen so eingesparten Tonne CO₂ erfolgt neutral und unabhängig durch das international anerkannte Zertifizierungsunternehmen DNV. Diese Verbindlichkeit ist somit auch beim Einsatz des virtuellen evoZero beim Projekt in Treuchtlingen garantiert.

Gregory Trautmann, Geschäftsführer von Lithonplus, war ebenfalls beim Vorstellungstermin in Treuchtlingen dabei und freute sich sowohl über das gelungene Projekt an der Senefelderschule als auch über die jüngsten Entwicklungen zum Thema generell: „Wir spüren hier eine deutliche Veränderung der Dynamik. Erst kürzlich hat der Deutsche Bundestag die Grundlage für diese Form der CO₂-Speicherung auch in Deutschland geschaffen. Die industrielle Anwendung wird nun Realität.“

Die Firma Lithonplus setzt bereits seit Jahren konsequent auf CO₂-optimierte Zemente und Betone, im aktuellen Kalenderjahr habe man dabei aber noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Insgesamt konnten so im Jahr 2025 insgesamt 860.000 kg CO₂ eingespart werden. „Der Baustoff Beton hat nach wie vor seine Daseinsberechtigung. Entscheidend ist, dass wir ihn so nachhaltig wie möglich machen – evoZero ist dafür ein Meilenstein“, betonte Gregory Trautmann dazu.

Auch Landrat Manuel Westphal zeigte sich beim Termin beeindruckt von der Innovationskraft des Projektes: „Dass ein solches Zukunftsprojekt gerade hier im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen umgesetzt wird, freut mich sehr. Es zeigt, dass unsere Unternehmen bei neuen Technologien nicht nur zuschauen, sondern aktiv vorangehen.“

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